Bedingungslose Liebe
Die Religionen geben uns ein weiteres Beispiel zu unserem Thema:
die bedingungslose Liebe Jesus. Sein Ziel war es den Menschen verständlich
zu machen, daß ihre Rettung, ihr Heil und ihre Erlösung in und
durch die Liebe zu finden sind.
Sein Weg der Erleuchtung, seine Methode, war die Liebe zu predigen
und sie selbst auch zu leben. So heißt es auch in der Bibel "Gott
ist Liebe" und "liebet den Nächsten wie euch selbst".
Auch Jesus vollbrachte anfangs noch Wunder, da die Menschen noch nicht
die nötige Reife hatten seine Lehre ohne Wunder zu verstehen. Sein
Anliegen war, den Menschen beizubringen, ihnen zu verkünden wie sie
zum Ebenbild Gottes wiederfinden könnten. Leider haben sich viele
von den Wundern und damit auch von seiner Person abhängig gemacht.
Diese Leute erwarteten natürlich auch, daß Jesus in seiner Todesstunde
vom Kreuz herunterkommen würde, um zu zeigen, vielmehr, um zu beweisen,
daß er doch ein Sohn Gottes ist. Jesus hat auch gesagt, man solle
seine Feinde lieben und lebte es schließlich selbst vor. Gerade aus
seiner Liebe zum Menschen wählte er ein "normales", menschliches Schicksal
und starb am Kreuz. Daß er ein Schicksal im Sinne der Naturregel
(Tod) hatte, enttäuschte viele und sie sagten sich von ihrem Lehrer
los.
Aber Jesus war als Mensch gekommen und "mußte" als solcher seine
(Lebens)aufgabe lösen. Und lange hat es gedauert bis die Menschen
die Liebe durch Erleuchtung erkannten und erfaßten. Wunder vermochten
dies nicht zu bewirken.
Buddha und Jesus
Die Lebensgeschichte Buddhas und Jesu weisen Parallelen auf: Beide
versuchten mit großer Mühe, auch durch Wunder, den Menschen
beizubringen, sich wieder zu erkennen, ihr Selbst voll und ganz zu finden.
Trotzdem verloren beide viele Anhänger.
Aber das Bemühen, daß die Menschen durch eigene Erleuchtung
die Lehre erkannten, glich diesen Verlust langsam wieder aus. Wir lernen
daraus, daß es am besten ist, sich durch eigene Erleuchtung zu überzeugen,
anstatt von anderen überzeugt zu werden.
Wunder verschleiern den Blick
Wenn man sich selbst zu finden bemüht ist, verschleiern Wunder
nur den Blick. Trotzdem gibt es leider auch heute noch unzählige Menschen,
die auf Wunder hoffen, um den rechten Weg zu finden.
Was wir bräuchten, wäre Erleuchtung, um uns selbst und die
Welt zu retten. Das erklärt auch, warum viele die Erleuchtung selbst
höher bewerten, als das eigene Leben.
Großmeister
Johann Whang
TAEKWONDO AKTUELL 6/94
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